Trimix 1 Stern Ausbildung und Prüfung im TLV-SH
Im August/ September durften wir in Hemmoor an zwei spannenden und anstrengenden Wochenenden unter den strengen Augen von Andreas Bock und Christoph Dech lernen, wie man anspruchsvolle Mischgastauchgänge jenseits der Sporttauchgrenzen plant und durchführt.
Doch los ging es eigentlich schon einen Monat früher, als wir eine E-Mail mit Zugangsdaten für eine e-learning Plattform erhielten. Hier hatte Andreas die komplette Theorie für uns vorbereitet. Von den Kurs Voraussetzungen über Kursziele, Prüfungsordnung bis zu den Kapiteln Physik, Gase, Medizin bis zur einem für uns komplett neuen Themenbereich der sich mit den verschiedenen Dekompressionsmodellen und deren Grenzen beschäftigte. Auch die praxisorientierten Kapitel Tauchgangsplanung und Tauchpraxis (welche Skills muss man wie beherrschen) wurden behandelt.
Jedes Thema wurde in Form eines Videos präsentiert. Dazu gab es Handouts zum Herunterladen und zum Abschluss jeden Kapitels einen Wissenstest. Diese Art des Theorieunterrichtes hat echte Vorteile. So kann der Redefluss des Vortragenden jederzeit für eigene Recherchen oder Diskussionen gestoppt werden und bei Bedarf wieder gestartet. Gibt es dennoch Unklarheiten, besteht die Möglichkeit über ein Forum Fragen zu stellen, die binnen kürzester Zeit von einem der Ausbilder beantwortet wurden. Die Tests am Ende jedes Kapitels sorgten dafür, dass das gehörte und gesehene wirklich aufgenommen werden musste – So wundert es auch nicht, dass der abschließende Gesamt-Test des e-learnings von allen Teilnehmern bestanden wurde. Ein weiterer Vorteil besteht darin, dass die Praxiswochenenden zeitlich entspannt wurden, und sehr gut auf individuelle Fragestellungen der Teilnehmer eingegangen werden konnte.
An dieser Stelle nochmal ein Dickes Lob und Dankeschön an Andreas, der sicherlich sehr viel Zeit in das e-learning gesteckt hat.
Auf diese Weise vorbereitet startete dann am ersten Augustwochenende die Praxis mit dem Sichtungswochenende. An diesem Wochenende sollten die bereits im TEC Basic gelernten Skills, teilweise unter erschwerten Bedingungen präsentiert und verfeinert werden. Nach der obligatorischen Vorstellungsrunde, Pizza und vielen Fragen und Antworten am Freitag Abend, begann der Samstag direkt mit Skilltraining im Blauwasser. Zusätzlich erschwerend kam eine zweite Stage hinzu, was insbesondere beim Stage-Handling zu einer Erhöhung des Schwierigkeitsgrades führte. Nach der Präsentation verschiedener Flossentechniken, dem Ablegen von Stages, dem Valve- und S-Drill sowie dem Setzen der Boje waren 90 Minuten um und sich alle einig: Mit Referenz war das alles irgendwie einfacher…
Zwischen den Tauchgängen gab es dann “zur Strafe” Trockenübungen. Dies bedeutete die Regler mit Kabelbindern am Backplate befestigen und insbesondere den S-Drill über den Rasen laufend üben.
Beim nächsten Tauchgang durften wir dann auch wieder eine Referenz nutzen. Jetzt lief es deutlich besser, so dass wir anschließend schon mal üben konnten weitere Stages von unseren Buddies anzunehmen. Diese Übung war erstaunlich kräftezehrend, insbesondere mit vollen Stages. Die Blasen der Ausatemluft stiegen gefühlt in Form von Fäusten, Bomben und unansehnlichen Häufchen auf. Nach knappen 90 Minuten hatten wir es dann alle geschafft zumindest eine Stage in der Leash zu verstauen und der Tauchgang war – diesmal einigermaßen durchgeschwitzt zu Ende.
Am Samstagabend ging es dann an die Tauchgangsplanung für den nächsten Tag. Es sollte ein Runtime-Tauchgang auf 45 Metern simuliert werden, der allerdings nur auf tatsächlichen 30 Metern durchgeführt wurde. Mit Hilfe des MultiDeco Tools wurde der Tauchgang incl. verschiedener Notfallszenarien geplant. Hierzu gehört neben dem Verlust verschiedener Gase auch das Verlängern des Tauchganges oder das Nicht-einhalten der Maximaltiefe. So hatten wir dann alle am Sonntag 5 Tauchgangspläne in unseren Wetnotes stehen.
Beim ersten Tauchgang am Sonntag sollten wir dann aber zunächst nochmal mit den Stages der Gruppe spielen. Christoph demonstrierte uns auf dem Trockenen Schritt für Schritt wie es funktioniert. Diesmal wurden bis zu 6 Stages aufgenommen. Auch wenn es durch die Anleitung im Vorwege zumindest für die erste zusätzliche Stage etwas einfacher war, wurde in einer der Gruppen die Übung nach 2 Stunden (auf 6 m) nur beendet wurde weil eine D12 mehr oder weniger komplett leer geatmet war.
Der abschließende Tauchgang des Wochenendes war dann der geplante Runtime-Tauchgang und führte uns von E1 zum Rüttler und zurück. Dabei lag das Augenmerk auf der Einhaltung der Zeiten, Dekostufen und zuvor errechneten Gasdrücken.
In der anschließenden Feedback-Runde gab es dann die Information, dass wir noch das eine oder andere trainieren sollten, aber alle in einem Monat zum Prüfungswochenende wiederkommen dürften.
Dies taten wir dann alle auch, so dass wir zum Prüfungswochenende auch perfekt vorbereitet waren.
Der erste Tauchgang am Prüfungswochenende war als Doppeltauchgang geplant. Im ersten Teil eine Wiederholung der Skills und dann eine Rettungsübung. Vor dem Tauchgang gab es zunächst eine kurze Auffrischung zum Thema “Retten eine verunfallten (technischen) Tauchers”. Hier gibt es spezielle Techniken, die es erlauben einen Taucher ohne großen Kraftaufwand noch über Strecken zu transportieren. Diese wurden sehr anschaulich von Andreas an Land demonstriert.
Dass dies dann doch nicht so einfach ist, wurde uns unter Wasser wieder bewusst – insbesondere wenn der zu Rettende deutlich breiter und ein wenig schwerer ist als man selbst. Dennoch funktionierte die Rettung und der Transport überraschend gut, daher gab es anschließend noch eine unangekündigte Session Problemlösung. Hier wurden verschiedene auf einander aufbauende Defekte und Probleme vom TL simuliert, die wir entweder alleine oder im Team lösen mussten.
Der zweite Tauchgang des Tages war dann der erste echte Trimix Tauchgang. Praktischerweise sollte dieser mit einem Trimix 21/35 (21% Sauerstoff, 35% Helium) auf 45 Metern stattfinden und dieselbe Dauer haben, wie der bereits im August geplante Tauchgang. So war die Tauchgangsplanung deutlich vereinfacht – wir konnten diese 1:1 übernehmen.
Am Samstagabend stand dann die theoretische Prüfung auf dem Zettel. Eigentlich kann man sagen, dass wir die Prüfung Samstagnacht geschrieben haben, weil einfach viel Zeit für die Tauchgänge, Nachbriefings und Flaschen füllen drauf ging. 3 Stunden Zeit gab es zum Beantworten der Fragen – und diese Zeit war nicht sehr großzügig bemessen… Daher musste die eigentlich für den Abend ebenfalls eingeplante Tauchgangsplanung auf den nächsten Morgen verlegt werden.
Der Sonntagmorgen startete mit einem ausgiebigen Frühstück und anschließender Tauchgangsplanung, diesmal für einen Tauchgang mit einem Trimix 18/45 auf 55 Metern. Als Ziel hatten wir die Mahusan ausgewählt, ein Streifenboot, welches mitten im See liegt.
Doch bevor wir dort abtauchen durften, musste die obligatorische “Schwimmen in voller Ausrüstung” Übung absolviert werden – von E1 zur Boje, die das Boot markiert. Nach einer Verschnaufpause ging es für das erste Team an der Leine runter, die zweite Gruppe wartete darauf, dass die Blasen der ersten sich verzogen hatten und dann ging es ebenfalls abwärts. Ein Fokus dieses Tauchganges war für uns als Team zu tauchen, so fielen wir gemeinsam mit Blickkontakt und 18m / Minute in die Tiefe und kamen nach 3 Minuten unten an. Da wir nach Runtime 5 Minuten bereits das Wrack verlassen mussten blieb überschaubar viel Zeit sich umzuschauen. Danach wurde nach Kompasskurs zum Rüttler navigiert, über die Wüste der Tiefen von Hemmoor. Neben ein paar Farbeimern und einer Quappe gab es hier nicht zu sehen. Wie geplant erreichten wir die unteren Treppen am Rüttler und begannen uns langsam wieder hoch zu arbeiten. An den oberen Treppen und dem Rüttler vorbei in Richtung E1 zurück.
Nach dem Tauchgang gab es dann die finale Feedback-Runde zum Kurs und die Information dass alle den praktischen Teil bestanden haben, die Auswertung der theoretischen Prüfung allerdings noch ein paar Tage dauern würde – um es vorweg zu nehmen, auch diesen Part haben alle Teilnehmer bestanden.
Wir haben zwei tolle, lehrreiche, anstrengende und spaßige Wochenenden gehabt, dafür vielen Dank an alle Teilnehmer und insbesondere natürlich an unsere beiden Tauchlehrer, die sich viel Zeit genommen haben individuell auf unsere Fragen und Wünsche einzugehen.
Geschrieben von: Raphaela Guetschow