15
05
2023

SK Meeresbiologie in Gammel Ålbo/Dänemark

Warum in die Ferne schweifen, das Gute liegt so nah…

Jeder kennt die Gedichtzeile von Johann Wolfgang von
Goethe und trotzdem träumen wir Taucher immer wieder
von weltweiten exotischen Zielen, die teilweise mit extrem
langen Flügen verbunden sind.


Wir denken an die dortige Artenvielfalt mit tropischen
Fischen, oftmals ohne daran zu denken, wie spannend sich
doch die Unterwasserwelt der Nord- und Ostsee gerade für
uns Schleswig-Holsteiner fast vor unserer Haustür darstellt.

Genau das konnten die 11 Teilnehmer des diesjährigen
„Spezialkurses Meeresbiologie“ des TLV S-H am
Wochenende 28.-30.April in Gammel Ålbo am Kleinen
Belt/Dänemark erleben.

Der Kleine Belt ist ein landschaftlich traumhaft schönes Gebiet, das sich S-förmlich zwischen
Middelfart und Fredericia erstreckt. In der letzten Eiszeit entstanden, ist die engste Stelle nur
ca. 1km breit und an der tiefsten Stelle 86m tief.

Der kräftige Wasseraustausch verursacht dort eine starke Strömung und bewirkt unter
Wasser ein einzigartiges Leben.

Genau dort war Veranstaltungsort unseres Seminars auf dem dortigen Campingplatz, ideal
auf einer kleinen Anhöhe gelegen und neben den Zeltplätzen mit kleinen Ferienhäusern
ausgestattet.

Daneben liegt zentral gelegen mit direktem Wasserblick ein Seminarraum, in dem wir die
Theorieeinheiten absolvierten.

Wer etwas Glück hatte, konnte von dort oder am Strand sogar Schweinswale beobachten.

Los ging es zunächst bereits am Freitag-Abend mit unseren beiden Lehrgangsleitern Erik
Gutzmann und Wolfgang Schuster/Sachabteilungsleiter Umwelt des TLN mit einer
ausführlichen Darstellung der Entstehungsgeschichte unserer heimischen Ostsee mit den
Besonderheiten des Wasseraustausches an der Oberfläche und den tieferen Regionen.

Am Samstag ging es dann nach kurzer Vertiefung der
Materie und Vorstellung der wichtigsten Meerestiere an den
ersten Tauchgang.

Ausgestattet mit Probengläsern und teilweise Kameras hatte
jede Tauchgruppe nun den Auftrag, lebendes „Material“
jeglicher Art zu suchen, sichten und -wenn möglich-
einzusammeln, um dies danach akribisch per Mikroskop zu
untersuchen.

Nein, die gesichteten Schweinswale blieben natürlich im
Wasser!!!

Wer hätte im Voraus gedacht, dass während der rund 45
min. Tauchgänge durch die Gruppen insgesamt knapp 40 Arten (!!!) in dem doch recht begrenzten Tauchgebiet gefunden wurden.
Hier eine kleine Liste unserer „Ausbeute“:
11 Fischarten, darunter Dorsch, Steinpicker, Drachenköpfe, Skorpionsfische, Grundeln,
Seenadeln und diverse Plattfische
7 Muschel-/Schneckenarten
Schwämme, Krebse, Muscheln, Seegräser, Algen und Moostierchen, Quallen

Vor dem Hintergrund, dass die Tauchgruppen lediglich ein Gebiet
von max. 100m im Kreis durchkämmten, ein schöner Erfolg.

Es ist beachtlich, was man sehen kann, wenn man lernt, ein Auge
für die kleinen Dinge des Lebens zu entwickeln.

Mithilfe der umfangreich vorhandenen Literatur konnten sämtliche
„Fundstücke“ bestimmt werden, so dass wir uns in unserem 2. TG
neuen und noch nicht bestimmten Arten widmen konnten.

Glücklicherweise hielt sich die
Strömung im Kleinen Belt an
beiden TG in Grenzen, so
dass keiner von uns ernsthafte Probleme hatte, wieder
sicher den Ausgangsort zu erreichen.

Am 2. Seminartag ging es dann mit Theorieunterricht
weiter, uns wurden die Auswirkungen des Klimawandels
auf das sensible Ökosystem der Nord-/Ostsee
nähergebracht und neue Arten vorgestellt, die hier auf unterschiedliche Weise
„eingewandert“ sind.

Wer hätte gedacht, dass es hier mittlerweile 130 Arten gibt, die hier eigentlich nicht heimisch
sind (Neozoen).

Unsere beiden Lehrgangsleiter haben es verstanden, uns mit Herzblut in lockerer und
sympathischer Atmosphäre die Thematik Meeresbiologie in der heimischen Ostsee näher zu
bringen und uns auch im Hinblick auf die dramatischen Auswirkungen des „Zivilisationsmülls“
deutlich zu sensibilisieren. Jeder von uns kann im Kleinen seinen Beitrag dazu leisten.

2 ½ tolle Tage mit netten Begegnungen und äußerst lehrreichen Vorträgen, die in Erinnerung
bleiben werden, ich kann den Lehrgang nur jedem empfehlen
Danke an Erik und Wolfgang für Euer Engagement !!!

Matthias Kuchinke

Autor: Jorge Staack